Christian Laibacher in Untersuchungshaft

Festnahme, Handschellen

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Seit September 2018 sind die Mindestimportpreise für chinesische Solarmodule und -zellen in der EU Geschichte. Dennoch laufen immer noch Ermittlungen, weil es damals vielfältige Versuche gab, die bestehenden Anti-Dumping- und Anti-Subventionsmaßnahmen zu umgehen.

Nun haben sie ein weiteres prominentes „Opfer“. Der Chef des Photovoltaik-Herstellers Solar Fabrik befindet sich seit kurzem in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Würzburg bestätigte pv magazine auf Anfrage, dass sie gegen Christian Laibacher wegen Zollvergehen ermittle und er sich aufgrund des Verfahrens in Untersuchungshaft befinde. „Weitere Details kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekanntgeben“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft weiter.

Solar Fabrik erklärte pv magazine, dass sich die Ermittlungen auf die Aktivitäten der ESC Verwaltungs GmbH & Co. KG im Zeitraum von 2014 bis 2016 beziehen. Zum damaligen Zeitpunkt war Christian Laibacher dort Geschäftsführer. „Wir bitten aber um Verständnis, dass wir laufende Verfahren nicht weiter kommentieren und betonen ausdrücklich, dass der genannte Vorgang in keinem Zusammenhang mit der Solar Fabrik GmbH steht“, so der Sprecher von Solar Fabrik. Allerdings sollen nach pv magazine vorliegenden Informationen am Montag die Mitarbeiter von Solar Fabrik über die aktuellen Entwicklungen informiert worden sein.

Verflechtung ESC Verwaltungs GmbH, Solar Fabrik, Christian Laibacher
Verbindungen von ESC und Solar Fabrik: Christian Laibacher ist die zentrale Figur in diesem Geflecht.

Screenshot: https://www.northdata.de

Schaut man sich jedoch die Historie des Unternehmens an, so gibt es auch durchaus Verbindungen. Christian Laibacher ist dabei die zentrale Figur. Er war nach der Gründung der ESC Verwaltungs GmbH 2010 deren Geschäftsführer und beantragte 2022 schließlich deren Liquidierung. Im Sommer 2016 erwarb Laibacher einen Teil der Produktion des Modulherstellers Solar-Fabrik, der zuvor Insolvenz beantragt hatte. Er gründete die Solar Fabrik CL GmbH und kündigte eine Verlagerung der Produktion von Freiburg nach Aschaffenburg an. Erst im Mai dieses Jahres gab Solar Fabrik bekannt, am Standort Hösbach bei Aschaffenburg eine neue Fabrik für Topcon-Solarmodule mit einer Jahreskapazität von 300 Megawatt aufbauen zu wollen – just in dem Moment, in dem mehrere andere Photovoltaik-Hersteller aus Deutschland, darunter Meyer Burger, Solarwatt oder Heckert Solar beschlossen, ihre Produktionsstandorte in Deutschland zu schließen oder herunterzufahren.

Hört man sich in der Branche um, können Zweifel entstehen, ob bei Solar Fabrik in Aschaffenburg wirklich viele Module produziert werden. So scheint es ein offenes Geheimnis in der Branche, dass Solar Fabrik seit Jahren möglichst günstig Module in Asien einkaufte und sie dann unter der eigenen Marke labelte und verkaufte. Dies geschah mutmaßlich auch in Zeiten der Mindestimportpreise, womit das Unternehmen quasi kristalline Solarmodule aus China unter dem festgelegten Minimumpreis nach Europa importierte.

Ein weiteres Indiz für ein solches Vorgehen: In diesem Frühjahr wandte sich ein Leser an pv magazine, der Module der „Mono S5 Halfcut Installer Series“ von Solar Fabrik erworben hatte. Sie sollten laut Herstellerangaben über eine Leistung von 315 Watt verfügen. Testmessungen durch den TÜV ergaben jedoch nur durchschnittliche Leistungen von 298 Watt. Im Datenblatt selbst gab Solar Fabrik nur Abweichungen von 0/+5 Watt an. Auch dieser Fall landete vor Gericht, endete aber nach pv magazine-Kenntnissen mit einer außergerichtlichen Einigung beider Parteien.

Welche Auswirkungen die Ermittlungen nun auf den Betrieb von Solar Fabrik haben werden, bleibt abzuwarten. Auch wenn es keinen Zusammenhang mit den Ermittlungen geben sollte, so fällt zumindest vorerst der Geschäftsführer auf unbestimmte Zeit aus.

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